Körperliche Erkundungsspiele (umgangssprachlich: Doktorspiele) sind wichtig für die Entwicklung von Kindern und dienen der Entdeckung der eigenen geschlechtlichen Identität. Für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen ist dabei eine gemeinsame Haltung, klare und transparente Regeln sowie eine Abgrenzung zu Übergriffen zwischen Kindern notwendig.

Was sind Doktorspiele?

Körperliche Erkundungsspiele (Doktorspiele) sind ein Aspekt der Rollenspiele. Sie sind ein wichtiges Training sozialer Fähigkeiten. Kinder spielen „Vater-Mutter-Kind“ und üben dadurch den sozialen Alltag ein. Sie probieren sich in Fantasiewelten aus, indem sie die Rolle von Prinzessinnen, Superwomen oder Superman einnehmen. Bei Doktorspielen steht die körperliche Dimension im Vordergrund. Durch Betrachten und Berühren werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede unter den Kindern festgestellt.

Kinder wollen dabei eher ungestört sein und suchen sich Rückzugsorte in der Einrichtung. Deshalb ist es wichtig, sich als Fachkraft zu fragen, wo Kinder die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen ohne im direkten Blickfeld anderer Kinder und Fachkräften zu sein. Die Balance zwischen Aufsichtspflicht und Rückzugsmöglichkeiten spielt hierbei eine große Rolle. Die Fachkräfte müssen einerseits sicherstellen, dass es keine Übergriffe zwischen Kindern mit Machtgefälle gibt. Andererseits sollten sie gleichaltrigen Kindern, die den gleichen Entwicklungsstand haben, die Möglichkeit zu körperlichen Erkundungsspielen geben.

Regeln für körperliche Erkundungsspiele

Es gibt wie bei allen Spielen auch bei den Doktorspielen klare Regeln. Diese Regeln müssen von den Fachkräften in Zusammenarbeit mit ihrer Einrichtungsleitung und dem Träger ausgehandelt und Eltern sowie den Kindern transparent dargestellt werden.

Mögliche Regeln:

Jedes Kind darf selbst bestimmen, ob und mit wem es „Doktor“ spielt

Gegenstände in Körperöffnungen stecken ist verboten

Bei STOPP ist immer und sofort Schluss

Doktorspiele nur unter altersgemäß entwickelten Gleichaltrigen und nur zu 2.

Bei Schwierigkeiten ist Hilfe holen erwünscht

Die Kleidung/Unterhosen bleibt …

Das Team muss miteinander aushandeln, ob bei Doktorspielen die Unterhose, die Unterwäsche oder die gesamte Kleidung an bleiben muss. Die eigene Sozialisation, aber auch erlebte sexuelle Übergriffe oder Gewalterfahrungen prägen unsere Einstellung, was wir bei Kindern zulassen können und wollen. Wichtig ist dabei die gemeinsame Haltung im Team, die allen Beteiligten Sicherheit und Klarheit gibt.

Grundsätzlich geben Regeln Orientierung und Sicherheit. Sie geben Erlaubnis und setzen Grenzen. Sie benennen und zeigen Bewusstheit über „Problemzonen“ und sie setzen einen – auch rechtlichen – Rahmen.

Übergriffe unter Kindern

Im Gegensatz zu den altersgemäßen körperlichen Erkundungsspielen müssen Fachkräfte bei Übergriffen unter Kinder in Kindertageseinrichtungen sofort und konsequent handeln.

Die zentralen Merkmale von sexuellen Übergriffen unter Kindern sind Unfreiwilligkeit und Machtgefälle.

Was ist ein sexueller Übergriff: … wenn sexuelle Handlungen durch das übergriffige Kind erzwungen werden bzw. das betroffene Kind sie unfreiwillig duldet oder sich unfreiwillig daran beteiligt. Kennzeichen der Unfreiwilligkeit ist der Druck durch Drohung und Gewalt, aber auch durch Versprechen und Anerkennung.

Grundsätzlich entscheiden Erwachsene, ob die Situation freiwillig ist oder nicht.

Ein Machtgefälle zwischen den beteiligten Kindern kann durch folgende Merkmale bestehen: Altersunterschied, Status in der Gruppe, sozialer Status, Intelligenz/Behinderung und kulturellem Hintergrund.

Grundsätzlich gilt: Nicht weghören, nicht wegschauen, sondern reagieren!

Kinder brauchen die Erfahrung, dass es nicht toleriert wird, wenn man Sexualität benutzt, um andere abzuwerten und sich überlegen zu fühlen. Auf sexuelle Übergriffe muss immer reagiert werden, denn:

Fachgerechte Intervention ist Kinderschutz und Opfer- und Täterprävention gegen sexuellen Missbrauch!

Die Grundlage für professionelles Handeln in Kindertageseinrichtungen bei körperlichen Erkundungsspielen, sexuellen Übergriffen unter Kindern und sexuellem Missbrauch ist eine aktive Auseinandersetzung der Fachkräfte in den Einrichtungen mit der eigenen Haltung und die Erstellung eines Sexualpädagogischen Konzepts. Ein solches Konzept gibt den Fachkräften, den Eltern, aber auch den Kindern Sicherheit und eine hohe Transparenz über das Vorgehen der Einrichtung mit altersgemäßen Rollenspielen, aber auch übergriffigem Verhalten.

Wenn Sie Unterstützung bei der Entwicklung einer gemeinsamen Haltung der Fachkräfte in Ihrer Einrichtung und der Erstellung eines sexualpädagogischen Konzepts benötigen, wenden Sie sich gerne an mich.

https://angelahollstein.de/

Ihre

Angela Hollstein

Supervision – Coaching – Workshops


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